Lange nicht mehr gedankt. An dieser Stelle mal all denen, die nicht Taijiquan oder Qigong praktizieren wollten, sondern denen es danach stand - und da es solche immer noch gibt: auch danach steht - ihr eigenes Süppchen mit Hilfe einer dieser asiatischen Dingen zu tunen. Pimp my therapy. Gerne dabei waren die Gestalt - Therapeuten, Bioenergetike, Selfmadeschamanen, Managertrainer uvm. Sie alle wollten möglichst an einem Wochenende soviel Taiji verstehen, dass sie in ihrem nächsten Flyer (das Internet lag zu jener Zeit noch in den Windeln) ihr Programm erweitern konnten. Überhaupt gab es inflationäre Koppelkurse. Schamanischer Tanz und Tai Chi! Taichi und natürliche Heilverfahren! Fasten mit Tai Chi! Topflappen häkeln mit Yin und Yang!
All jene Instant Enlightment oder das schnelle Geld Suchenden halfen, Tai Chi, Taijiquan und/oder Qigong bekannt zu machen oder in Verruf zu bringen. Hauptsache, es wurde drüber gesprochen. Ach, und da gab es natürlich auch noch das beste aller Werbemedien, die Gerüchteküche. Was für Wunderwirksame Geschichten ich gehört habe und auch immer noch höre, davon allein könnte man ein Buch stricken.
Einmal war ich mit jemand im Kölner Sannyas Zentrum verabredet. Ich sitze so in der Teestube oder Cafeteria wartend rum, als ich vom Nebentisch folgende Geschichte höre:
"Swami M. war ja jetzt bei dem Gia Fu Feng in Colorado, dort geht man den Weg des Tai Chi Kriegers. Da gibt es eine hölzerne Plattform über einem Abgrund, auf der haben die jeden Tag ihre Übungen gemacht."
Tatsachen: Swami M. war bei Gia Fu Feng in Colorado. Gia Fu las zu der Zeit begeistert den Roman 'Musashi', über einen berühmten Samurai, weswegen er immer wieder von der Ethik der Samurai-Krieger erzählte. Es gab dort eine hölzerne Plattform an einem sanften Hang, nicht Abhang, auf der wir unsere Übungen machten.
Danke, danke danke. Eine beseere Promotion hätte nur noch BILD geschafft mit der Schlagzeile: Der Killer Guru aus den Rocky Mountains. Die blieb uns erspart.
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