Wudangshan3

Man sagt wohl, wer den Kopf in den Wolken trägt, hat die Füße nicht auf der Erde. Nun, ich hatte wohl eher die Füße in den Wolken, oder genauer, wir befanden uns in den Wolken. Seit Tagen war alles feucht, die Wäsche klamm, der Boden im Treppenhaus des Hotels immer nass und weil aus glattem Stein, rutschig. Jeder bewegte sich vorsichtig. Wie genau es passieren konnte, kann ich nicht sagen. Treppab, auf dem Weg zum Abendessen, sauste mein linker Fuß nach vorne, ich verlor das Gleichgewicht und um nicht auf den Rücken zu fallen konnte ich mich gerade noch genug drehen, knallte auf die Seit und glitt Stufe um Stufe nach unten. Mein unterer Rippenbogen tat höllisch weh, die Nacht war eine Qual. Am nächsten Morgen bat ich unseren Taijiquan Lehrer Wang Xing-Qing, ob er sich darum kümmern könnte. Er versprach am Mittag seine Medikamente zu holen, aber das Hotelmanagement bestand auf einem richtigen Arzt. Also akzeptierte ich, einen „richtigen“ Arzt zu holen. Nach zwei Stunden kam er. Ein alter daoistischer Mönch, der mir als Professor und Leiter der medizinischen Abteilung des Wudang Klosters vorgestellt wurde. In einem gelben Plastikbeutel trug er sein Köfferchen. Er taste mich kurz ab, fühlte die Pulse. Erste Diagnose, keine Verletzung der inneren Energie. Mittels einer Schröpfkugel sog er dann die durch den Aufprall von außen eingedrungene Energie ab und setzte sein großes Pflaster mit Hirschtalg auf den schmerzenden Bereich. Ich erhielt noch mehrere Tabletten und Pillen, in den nächsten drei Tagen einzunehmen.
Eine Woche später, zurück in Deutschland, zeigt das Röntgenbild vier gebrochene Rippen und der Arzt völliges Unverständnis, wie ich damit noch rumreisen konnte.

Keine Kommentare: