nochmal himmel und erde/ Dank 15


Im kölner Weyertal war ein Haus besetzt worden, ein ehemaliges Schwesternwohnheim. Wir waren in den Trubel reingeraten und miteinmal waren wir auch Hausbesetzer. Nicht zum wohnen, aber es gab einen großen Raum, in dem die Hebamme Lisa Schwangerschaftskurse und Geburtsvorbereitung abhielt und wir nun einen Platz hatten, wo wir häufig und regelmäßig Kurse durchführen konnten. Einigen der Fundis war unsere Vereinsbezeichnung "Himmel und Erde" suspekt, das klang ihnen wohl etwas zu religionsnah. Obwohl es doch eindeutig eine Lokalisierung ausdrückt, die eher den freien Raum über unseren Köpfen, als einen ideelen Raum in den Köpfen beschreibt. Vollends bedient waren jene Hardcore-Besetzer, als ich im ersten Programmheft im "Editorial" den Ausschnitt einer Abitursrede zitierte, in dem über den Begriff der Kultur reflektiert wurde. Da dort neben der Landwirtschaft auch der Kult, und auch der religiöse Kult, genannt wurde, waren wir endgültig in den Sektenverdacht geraten. Es war wohl offensichtlich für jene Mitbesetzer, dass wir weniger dem Völkchen dienen wollten, sondern statt dessen revanchistisches Gedankengut pflegten. Der Konflikt ging an unserer bunt gemischten Klientel vorbei, die teilweise sehr erstaunt waren, was in einem besetzten Haus alles anzutreffen war.
Unser letztes Stündlein im besetzten Haus schien geschlagen, als zwei aus einem getrampten Italienurlaub zurückkamen und dort am Strand im bekifften Kopf den Plan eines Kommunikationszentrums ausgebrütet hatten. Dass es schon eines gab dank der vielseitigen Umtrieb von "Himmel und Erde", war ihnen noch nicht aufgefallen, bzw stand ihr Sinn mehr nach einer Teestube, in der man mit Gleichgesinnten rum- und abhängen konnte. Dazu eignete sich nun mal unser Raum am besten.
Mit einer frechen Rede, in der ich uns als die Neger der Hausbesetzerszene darstellte, konnte ich die Teestübler aus dem Raum treiben, bis zu der üblichen und notwendigen Abstimmung des Plenums am Ende der Veranstaltung nur noch H&E Sympathisanten anwesend waren.
Denen gilt mein Dank diesmal.


Foto: Armin Ruprecht

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