Danke 22 - Bue on the roof
In Stillpoint, jenem Platz in den Bergen von Colorado, dort, wo Gia Fu Feng seine Einsiedler - Gemeinde angesiedelt hatte, gab es einen Trailer, einen amerikanischen Großraumwohnwagen mit einigen Anbauten.
In einem der Winter, die ich dort verbrachte, war Ebba mit ihrem kleinen Sohn Bue aus Dänemark gekommen. Der spielte eines Tages gerade auf dem Dach des Trailers, als Gia Fu von seinem täglichen ten-miles-walk zurückkam. Ihn dort in der Abendsonne spielen zu sehen, für einen kurzen Augenblick, erfüllte den alten Mann mit Glück. Er erzählte am nächsten Tag davon und "Bue on the roof" wurde eine Zeit lang der Bumpersticker, die Kurzformel für den kurzen Moment, in dem das Wunder der Schöpfung durch den Alltag scheint.
Rani Kaluza schreibt solche Momente fest. Sie schreibt sie so fest, dass wir die Wirklichkeit darin spüren. Wirklichkeit als das, was wirkt. Von dem die Welt, das Leben voll ist. In jedem Grashalm, in jedem Regentropfen, in jedem Gesicht. In jedem Augenblick, wenn wir ihn denn erleben, statt hindurch zu eilen, weiter, weiter, hin zu dem letzten Augenblick, den die meisten fürchten.
Statt mitzueilen verweilt sie lieber, trinkt mit allen Sinnen und spiegelt zurück. Mit ein paar Worten, ein paar Zeilen, selten eine Seite. Hat man sie gelesen, scheinen sie sich aufzulösen, man wundert sich geradezu, den gleichen Text an gleicher Stelle wieder zu finden. Als müsse dort jetzt etwas anderes erscheinen*, könne das einmal Gelesene nicht wieder zu finden sein, so fein sind die Momente, so fein ist Rani Kaluzas Sprache.
Dass die Autorin auch Taiji-Spielerin ist kann man merken; an der Art wie sie auftritt, eine Hand ausstreckt, in die Erde sinkt, innerlich aufgerichtet ist. Daran, wie sie den Ereignissen und Erscheinungen begegnet, wie sie Freundschaft schließt.Wie sie uns zeigt, dass das Leben etwas ist. Etwas, das vergeht. Etwas, das besteht.
Aus hin und wieder einmal "Bue on the roof" oder einem Blick in "Der Wind und die Gardine" Aufzeichnungen von Rani Kaluza. Erschienen bei Frauen Museum Literatur Atelier.
ISBN 978-3940482-00-6
*dabei muss ich an Paul Heimbachs Transparentbücher denken, die man sich in einer ruhigen Stunde auch Internetial anschauen kann.
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