Wudangshan 1:
Einige Mitglieder des "Weißen Kranich" aus Mainz machten sich auf den Weg zum Wudangshan, dem legendären Ursprungsort des Taijiquan. Ankunft im Hotel Tai Lu, niedriger Standard. Es gibt Probleme mit der Zimmerverteilung, da eine Wirtschaftsdelegation zu einer Konferenz eingetroffen ist. Gleich nebenan die Wudangshan Wushu Academy. Nach der ersten Tempelbesichtigung fragen wir an, ob wir am Training teilnehmen können. Ja, am Abend, wir sollen um 19:00 vorbeikommen. Zwischenzeitlich erfahre ich, dass zu Ehren der Deligation nach dem Abendessen eine Vorführung stattfindet. Also kein Training, die jungen Leute machen sich warm, warten auf ihren Auftritt, auch wir warten. Im Innenhof des Hotels im grellen Scheinwerferlicht, gedämpft vom nieselnden Nebel, werden Plastikteppiche ausgerollt, wieder eingerollt, neu verteilt. Dazu chinesische Discomusik, oberhalb flackern die Neonrören über dem Eingang zur Karaokebar. Das ist der heilige Berg der Daoisten?
Wir werden in die Lobby platziert, man wird uns Bescheid sagen, wenn die Show beginnt. Es dauert. Draußen stehen die Wuishu Artisten im Wolkennebel. Dann werden wir hinaus gebeten, nein wir sollen nicht am Rand stehen, man bittet uns zu den Stühlen. Die Musik wechselt zu traditionellen Klängen, die Show beginnt. Zunächst Sprünge, Überschläge, wirbelnde Körper. Dann Formen, solo, zu zweit, in Gruppen, mit und ohne Waffen. Wushu, wie man es kennt, sauber und temporeich vorgeführt, begleitet von anfeuernden und begeisterten Rufen, Trillerpfeifen. Es wird ruhiger.
Eine Qigongform im Sitzen, Taijiquan, Baguazhang, dann noch etwas artistisches, Tierformen - Affe, Schlange, Skorpion, Kröte, Ende. Eine Dreiviertelstunde tolles Programm in der ersten Reihe.
Wir werden eingeladen in die Karaokebar. Bier in kleinen Gläsern, Willkommenstoast. Es wird gesungen, getanzt, Stimmung. Auch uns legt man die Liederliste vor, es versteht sich, dass wir uns davor nicht drücken können, doch die meisten Lieder kennt keiner. Wir einigen uns auf "Yellow Submarin". Nicht so romantisch wie die von den anderen Gästen gesungenen chinesischen Lieder. Wenn schon wumtata, dann legen wir noch einen drauf und bringen ohne musikalische Begleitung schunkelnd "Am Rosenmontag bin ich geboren". Als dann zur vorgerückten Stunde der Parteifunktionär die Internationale anstimmt, können wir noch punkten, indem einige von uns den Refrain auf Deutsch mitsingen. Der heilige Berg der Daoisten.
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